Dachhandwerker der Zukunft

Dachhandwerk der Zukunft? Da geht es nicht um Science-Fiction-Szenarien, sondern um – im Wortsinn! –existenzielle Fragen. Wird es das Dachhandwerk, wie wir es heute kennen, in Zukunft noch geben? Werden gering qualifizierte Billiganbieter als Verarbeiter „narrensicherer“ Einfach-Bauprodukte den Wettbewerb gewinnen? Oder sind hochqualifizierte Hand- und Kopfwerker gefragt, weil nur sie die komplexen High-Tech-Systeme der innovativen Baustoffin-dustrie verstehen und anwenden können? Fragen, die hochkarätige Experten aus Industrie und Handwerk im Rahmen der Wiesbadener Expertengespräche diskutierten, mit denen Henkel WOLFIN seit Jahren für kontroverse „Zukunftsthemen“ die Plattform bietet. Klar ist: Die Welt des Bauens wird sich infolge innovativer Anforderungen der Investoren drastisch verändern. „Wenn wir an Technologien und Trends mit Blick in die Zukunft herangehen“, so Moderator Louis Schnabl, „haben wir heute die richtigen Konzepte für die Ausbildung der benötigten Spezialisten am Bau? Oder scheitern in Deutschland diese Innovationsprojekte an der Realität?“
Zukunftshandwerk – Die zehn wichtigsten Forderungen
- Investition in die Ausbildung des Handwerks in effizientem Baustellenmanagement
- Innovationsdialog Industrie – Handel – Planer – Handwerk und Innovationsdialog Forschung – Handwerk
- Qualität der Handwerksausbildung auf allen Ebenen verbessern
- Fortbildung obligatorisch – Innovation in die Breite tragen
- Anpassung der Medien an das „neue“ Informationsverhalten
- Einführung ökologischer Effizienzklassen
- Punktesystem der Industrie für Teilnahme an Workshops für Architekten und Handwerker
- Handwerkerkooperationen mit besserem Nutzenmarketing
- gemeinsame Kommunikationsoffensive Wissenschaft, Industrie, Handel und Handwerk
- Positionierung des Dachs als Imagefaktor

RA Elmar Esser
Hauptgeschäftsführer ZVDH Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks e.V. (Köln)
„Mit unserer Initiative „Meisterhaft Bauen“ haben wir ein eigenes Leuchtturmprojekt initiiert, das innen eine Sogwirkung nach oben entfaltet und nach außen die Botschaft vermittelt: Es gibt neben dem traditionellen Handwerksbetrieb auch den 3, 4 oder 5-Sterne-Dachdecker.“

Dachdeckermeister Karl-Heinz Ester,
Vorstand HENKE AG (Hagen/Berlin)
„Vieles, was heute in der Meisterprüfung gefordert wird, hat doch mit der Realität auf dem Bau nichts mehr zu tun. Vieles, was ein Meister heute beherrschen muss, z.B. das Thema Energieberatung, fehlt. Ein Reform der Ausbildungsordnung ist dringend überfällig.“

Andreas Hauf
Geschäftsführendes Vorstandsmitglied DACHDECKER-EINKAUF WEST eG (Hamm)
„Wenn sich auf Großbaustellen heute mehr Juristen als Handwerker herumtreiben, ist das Ausdruck einer Fehlentwicklung, die Industrie, Planer und Ausführende, also im Grunde die ganze Bauwirtschaft auf der Verliererseite lässt. Gewinnen können dabei nur Anwälte und Gutachter.“

Alfons Hörmann
Vorstandsvorsitzender CREATON AG (Wertingen)
„Innovation im Baustoffbereich ist nur zu 50% Produktinnovation. Die anderen 50% hängen von der Marketingkommunikation ab. Und meist ist es die Kommunikation, die Unternehmen und Produkte mit Zukunft von solchen ohne Zukunft unterscheidet.“

Dipl.-Kfm. Axel Marschke
Direktor Vertrieb Flachdach Deutsche Rockwool Mineralwoll GmbH & Co. OHG (Gladbeck)
„Der Verbraucher ist heute in der Regel gut informiert – Internet sei Dank – , trifft aber häufig auf schlecht informierte Handwerker. Wer Zukunft haben will, muss das eigene Informationsverhalten verändern, durch ständige Beobachtung der Marktentwicklung, durch ständige Fortbildung wie durch bessere Gesprächsvorbereitung.“

Dipl.-Betriebswirt Klaus H. Niemann
Geschäftsleitung WOLFIN Bautechnik (Wächtersbach)
„Auch die moderne Informationstechnologie ist nur ein Arbeitsinstrument. Und wie das Telefon als Hilfsmittel nicht mehr wegzudenken ist, wird das in Zukunft die ganze Fülle der IT-Lösungen sein. Das Geschäft wird im Baubereich aber auch künftig lokal gemacht, und das geht nur über face-to-face-business.“

Louis Schnabl
Fachjournalist, Institut für Kommunikation Bau und Technik
„Das Image des Dachdeckers im Bewusstsein der Öffentlichkeit ist eher von traditionellen Handwerksbildern geprägt als von ‚Meister Obenauf’. Da steht uns allen noch viel Meinungsbildung bevor, bis Handwerk ein Synonym für Innovation wird.“

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dipl.-Phys. Klaus Sedlbauer
Lehrstuhl für Bauphysik an der Universität Stuttgart, Leiter Fraunhofer-Institut für Bauphysik (Stuttgart/Holzkirchen)
„High-Tech – Low-Tech – Bau-Tech: Solange diese Rangfolge in den Köpfen ist, wird sich nichts in Richtung Zukunft bewegen. Wir wissen, dass es ganz anders aussieht, dass das High-Tech-Potential innovativer Werkstoffe und Bausysteme enorm ist, aber das müssen wir auch in die Köpfe der Endverbraucher transportieren.“