Sichere Produktion
„Sicher produzieren“ – das wurde lange nur unter dem Aspekt sicherer Produktionsprozesse im engeren Sinne gesehen. Dass diese neben der Maschinensicherheit auch die Aspekte Umweltsicherheit und Mitarbeitersicherheit umfasst, gilt heute in Deutschland als Gemeingut – eine Folge wachsenden Umweltbewusstseins und einer immer weiter verschärften Gesetzeslage. In der öffentlichen Bewertung wie im Blick auf die Kosten sind Mensch und Umwelt längst der dominante Faktor am Produktionsstandort Deutschland. Nicht aber im globalen Wirtschaftsraum. Können wir uns das leisten? Müssen wir uns das leisten? Fragen, die Vertreter aus Wissenschaft, Handel, Industrie und Verbänden beim jährlichen „Expertengespräch“ in Düsseldorf im Blick auf Trends, Potenziale, Meinungen und Lösungen diskutierten.
Sicher produzieren – die zehn wichtigsten Forderungen
- Sicherheit als Produktions- und Kostenvermeidungsfaktor begreifen!
- Produktionssicherheit als Standortvorteil „verkaufen“!
- Sicherheits- und Umweltstandards offensiv exportieren!
- „Ganzheitliches Einkäuferbewusstsein“ mit Verantwortung für Folgekosten!
- Trennung zwischen Investitions- und Betriebskosten aufheben!
- Qualitätsmanagement vom Produkt über den Einkauf bis zur Montage und Wartung!
- Qualifizierte Beratung durch geprüfte Fachberater als Standard!
- Übergreifenden Dialog am Runden Tisch institutionalisieren!
- Umweltgerecht im Sinne von Nachhaltigkeit produzieren!
- Integrierte Kommunikation unter Einbeziehung von Einkauf und Bedarfsträgern!
Dipl.-Ing. Roland Nowaczyk
Berufsgenossenschaft Chemische Industrie, Referat Chemieanlagen/Verfahren (Heidelberg)
„Die Geiz-ist-geil-Mentalität schafft nicht nur das Gegenteil von Anlagensicherheit. Sie ist auch das Gegenteil von Wirtschaftlichkeit, weil sie billigend oder aus Dummheit die Entstehung von Folgekosten in Kauf nimmt, gegen die jede Einsparung lächerlich ist.“
Dipl.-Kfm. Heinz Ohm
Vorsitzender IVD INDUSTRIEVERBAND DICHTSTOFFE E.V. (Düsseldorf) und Geschäftsführer EGO Dichtstoffwerke GmbH & Co. Betriebs KG (Gilching)
„Die Frage nach Konzepten zur Zukunftssicherung haben wir in unserem Verband mit dem Qualitätsanspruch und den Qualitätsleitlinien eindeutig beantwortet. Das IVD-Zeichen ist ein Synonym für Qualität, und mit unserer Technologie- und Kommunikationsplattform setzen wir als Meinungsbildner den Standard im Markt.“
Prof. Dr.-Ing. Alexander Riedl
Fachhochschule Münster, Fachbereich Physikalische Technik, Forschungsbereich Dichtungstechnik (Steinfurt)
„Umweltziele dürfen nicht nur, sie müssen sein. Aber wir müssen sie auch realistisch setzen. Deshalb gilt es, unsere Kräfte, unsere Visionen und unseren Sachverstand zu bündeln und auch in zielgerichteter Lobbyarbeit beim Umweltbundesamt einzusetzen. Da müssen alle mitmachen! Das kostet natürlich Geld, aber das holen wir wieder herein!“
Dipl.-Ing. Marco Schildknecht
Leiter Anwendungstechnik, Frenzelit-Werke GmbH & Co. KG (Bad Berneck)
„Mensch, Maschine, Umwelt – von nichts kommt nichts. Man muss in Ausbildung investieren, wenn man qualifizierte Mitarbeiter haben will. Man muss in nachhaltige Anlagen-Qualität und -Sicherheit investieren, wenn man wettbewerbsfähig produzieren will. Und man muss frühzeitig in Umwelttechnologie investieren, wenn man in einer lebenswerten Umwelt mit einem Technologievorsprung erfolgreich sein will.“
Louis Schnabl
Baufachjournalist, Institut für Kommunikation Bau und Technik
„Der Standort Deutschland lebt von nachhaltigen Konzepten für Zukunftstechnologien. Sicher zu produzieren ist eines dieser Konzepte, das nur scheinbar ein Standortnachteil ist, in Wahrheit aber zum Vorteil gereicht, weil es zur Innovation zwingt.“
Dr.-Ing. Friedrich Stoll
Werkstofftechnik, TÜV SÜD Chemie-Service GmbH, (Frankfurt)
„Je mehr Know-how aus den Unternehmen outgesourct wurde, desto mehr Aufgaben und Know-how wurden z.B. bei den Instandhaltungsdienstleistern und dem Technischen Handel ingesourct. Was in Deutschland problemlos funktioniert, geht in Fernost mangels Infrastruktur und hochqualifizierten Personals nicht. Die Folge: Immer mehr global tätige Hersteller entdecken letztlich aus Sicherheitsgründen wieder die Standortvorteile von Deutschland.“
Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Vernickel
Leiter Elastomer- und Schwingungstechnik, SAHLBERG GmbH & Co. KG (Feldkirchen bei München)
„Die Kostenstruktur in der Industrie verhält sich wie kommunizierende Röhren. Wer links die Preise drückt, erhöht rechts die Kosten. Wenn der Einkauf in der Industrie die Kosten auseinander dividiert und dann vergleicht, entwickelt er zwangsläufig ein schiefes Bild. Kosten kann man nur ganzheitlich sehen, mit Blick auf Einkaufspreise und Instandhaltungskosten, Nutzendauer und Ersatzbedarf, Investitions- und Betriebs- sowie Folgekosten.“
Dipl.-Volksw. Thomas Vierhaus
Hauptgeschäftsführer VTH Verband Technischer Handel e.V. (Düsseldorf)
„Das Sortiment des Technischen Handels ist nicht Statisches, sondern entwickelt sich dynamisch im Prozess, nämlich als Antwort auf die Bedürfnisse des Kunden. Dabei ist Vollsortiment oder Spezialisierung nicht die Alternative. Das Bedürfnis nach Single-Sourcing führt zum Vollsortimenter, das Bedürfnis nach kompetenten Partnern zum Vollsortimenter mit Spezialisierung in bestimmten Kompetenzfeldern. Die Wachstumsraten für diesen Typus belegen, dass hier die Zukunft liegt.“