Schimmel – die Herausforderung für Planer, Handwerk, Mieter und Hausbesitzer
Emotionen – Realität – Beratung – Reinigung – Sanierung – Empfehlung
- Schimmel im Bad – ein optisches oder Hygiene-Problem?
- Wer oder was ist eigentlich schuld?
- Welche Faktoren lösen das Schimmelproblem aus?
- Kann man die Schimmelproblematik überhaupt in den Griff bekommen?
Schimmel in deutschen Wohnungen und Bädern ist seit Jahren ein Dauerthema in den Medien. Die Gesundheitsgefährdung ist längst „Stand der Technik“. Mietminderung, Auszug, Schadensersatz etc. sind an der Tagesordnung. Die immer weitere Verschärfung der EnEV mit Blick auf immer dichtere Wohngebäude sorgt für Bedenken. In Düsseldorf trafen sich Sachverständige und führende Vertreter von Handwerksverbänden, um im Rahmen der IKBT-Expertengespräche der Schimmelproblematik auf den Grund zu gehen. Und die Fragen zu klären: Was kann getan werden? Und von wem?
Die zehn wichtigsten Forderungen:
- Bessere Planung der Sanitärraumarchitektur – Fugen inklusive.
- Industrie muss geeignete Produkte bereitstellen, wie z.B. Dichtstoffe mit Silbertechnologie.
- Prävention stärker fördern – inklusive Bürgerberatung.
- Interdisziplinäre Sachverständigenseminare.
- Ärzte und Versicherungen ins Boot holen.
- Bessere Ausbildung der Ausführenden – Thema „Schimmel“ schon in der Grundausbildung.
- Gebrauchsanweisung für Wohnungsnutzer.
- Regelmäßige, sachgerechte Reinigung – auch der Fugenoberflächen.
- Richtige Lüftung – am besten mit Abluftventilatoren in der Außenwand.
- intensivere Kommunikation des Themas.
Ingo Apel
Rechtsanwalt, Vorstand Haus & Grund Rheinland (Düsseldorf):
„Die Hausbesitzer sind doch doppelt gestraft. Erst zwingt der Gesetzgeber sie zu teuren Investitionen in die luftdichte Gebäudehülle. Dann bestraft er sie durch allzu mieterfreundliche Gesetzgebung. Der Nutzer profitiert gern von geringeren Heizkosten, sieht aber nicht ein, sein Lüftungsverhalten so zu ändern, dass die Mietsache ihren Wert behält. Im Gegenteil: Wenn als Folge schlechter Lüftung und Hygiene ein sichtbarer Pilzbefall auftritt, ruft er nach dem Hausbesitzer, der die Sanierung bezahlen soll. An ihm bleibt es meist hängen, weil mangelnde Hygiene und schlechtes Lüften sich ja in der Regel nicht nachweisen lassen.“
Dipl.-Ing. Klaus-Peter Böge
Ö.b.u.v. Sachverständiger für Messungen und Beurteilung von Innenraumluft, Gründer und Betreiber der Schimmel- und Wohngiftambulanz Deutschland (Lübeck):
„Gesundheit hat bei uns keine Lobby. Wenn die Hälfte unserer Kinder heute – u.a. als Folge von Schimmelpilzen und anderen Wohngiften – unter Allergien mit Atemwegs- und Hautproblemen leidet, und keiner tut was, dann ist das ein Skandal.“
Dr.-Ing. Wolfgang Lorenz
Vorsitzender Bundesverband Schimmelpilzsanierung e.V., Infid Institut für Innenraumdiagnostik (Düsseldorf):
„Unsere Vorfahren haben jahrhundertelang ähnlich gebaut und aus Erfahrungen gelernt. Heute kommen in immer kürzerer Folge unausgereifte Verordnungen, Baustoffe und Bauideen auf den Markt, ohne eine ordentliche Technikfolgenabschätzung vorzunehmen. Schimmel ist nur eine Folge davon.“
Dr. Oliver Nicolai
Technische Betriebsberatungsstelle im Landesinnungsverband NRW des Maler- und Lackiererhandwerks (Köln):
„Gerade bei diesem Thema macht die Beratung durch Fachleute Sinn. Es gilt, Schubladendenken zu vermeiden. Pauschale Schuldzuweisungen wie „falsches Lüftungsverhalten“ oder „mangelhafte Bausubstanz“ führen meist nicht weiter, oft ist eine Kombination mehrerer Ursachen Grund für den Schimmelbefall. Ziel muss es sein, die Wandoberflächen trocken zu halten, was mit feuchteaufnehmenden Putzen oder Dämmstoffen geschehen kann, die Feuchtigkeitsspitzen auffangen und später wieder abgeben. Trotzdem muss auch gelüftet werden, sonst werden die Baustoffe überfordert. Dämmstoffe können – z.B. an Wärmebrücken – die Wandoberflächentemperatur erhöhen und damit das Schimmelpilzwachstumsrisiko senken. Bei Putzen, Dämmstoffen und Farben stehen unterschiedlichste Materialien zur Verfügung, auch fungizid ausgerüstete Produkte. Letztere werden vom Umweltbundesamt für Innenräume grundsätzlich nicht mehr empfohlen, dennoch gibt es sinnvolle Anwendungsbereiche. Um dieses komplexe Thema richtig anzugehen, empfiehlt es sich, Fachleute einzuschalten. Das Malerhandwerk hat schon in der Vergangenheit die weit verbreitete Problematik des Schimmelbefalls als Chance genutzt, den betroffenen Menschen wirksam zu helfen. Immer mehr Malerbetriebe weisen ihre Sachkunde durch Zusatzqualifikationen nach.“
Markus Ramrath
Fliesenleger- und Steinmetzmeister, Ö.b.u.v. Sachverständiger für das Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerk (Korschenbroich):
„Das Fliesenlegerhandwerk ist prädestiniert zur fachgerechten Sanierung im Bad. Vorausgesetzt, es liegt eine qualifizierte Ausbildung vor. Leider hat der Wegfall der Meisterpflicht dazu geführt, dass immer mehr Handwerker ohne diese Qualifikation auf die Baustelle kommen. Das bleibt nicht ohne Folgen.“
Dipl.-Kfm. Manfred Schmidt
Obermeister der Landesinnung Hessen des Gebäudereiniger-Handwerks, Ö.b.u.v. Sachverständiger für das Gebäudereiniger-Handwerk (Frankfurt / Wiesbaden):
„Richtige Reinigung ist Schimmelprophylaxe. Im öffentlichen und gewerblichen Bereich ist das häufig durch professionelle Gebäudereiniger gesichert. Aber auch im privaten Bereich muss man das ebenso lernen wie das richtige Lüften.“
Louis Schnabl
Fachjournalist Technik, Geschäftsführer IKBT Institut für Kommunikation Bau und Technik GmbH (Düsseldorf):
„Wenn es wegen Schimmelbefalls in der Wohnung zum Rechtsstreit kommt, neigen deutsche Richter dazu, den Fall mit einem Vergleich zu beenden. Das ist im Blick auf ihre Belastung verständlich, im Interesse der Wahrheitsfindung jedoch fatal. Nur wenn regelmäßig und ganz klar benannt ist, wer Schuld hat und so auch in der Haftung steht, wird sich an den Ursachen etwas ändern!“
Dr. Volker Weidmann
„Es geht darum, den Schimmel auf der Fuge erst gar nicht entstehen zu lassen. Silber z.B. im Fugendichtstoff kann für längere Zeit das Entstehen vom Schimmel verhindern und ist gesundheitlich unbedenklich.“