PSA im Spannungsfeld
Die „Sicherheitsindustrie“ produziert PSA – von Schutzschuhen über Schutzbekleidung bis hin zum Kopfschutz. PSA produziert Sicherheit – wenn sie getragen wird. „Sicheres Produzieren“ wird aber ebenso wie die PSA häufig als „isolierte“ Lösung für ein „isoliertes Problem“ gesehen. Aber wird das heute den Anforderungen einer komplexen Arbeitswelt, wie beispielsweise im Bereich der Chemischen Industrie, mit ihren vielfältigen Gefahrenpotenzialen gerecht? Oder brauchen wir mehr das Denken in ganzheitlichen Ansätzen? Wenn ja, taugt der Standort Deutschland als Vorreiter für solche Zukunftskonzepte? Fragen, die Vertreter aus Wissenschaft, Technischem Handel, Industrie und Fachverbänden beim jährlichen „Expertengespräch am runden Tisch“ in Düsseldorf im Blick auf Trends, Potenziale, Meinungen und Lösungen diskutierten. Ihr Thema: „Sicher produzieren – PSA im Spannungsfeld von ‚Mensch, Umwelt und Maschine’. Ihre Botschaft: Sicherheitskonzepte im System sind kein Luxus, sondern eine unab-dingbare Voraussetzung für Zukunft.
Sichere Arbeit – die zehn wichtigsten Forderungen
- Mitarbeitergesundheit als entscheidenden Faktor für ein gesundes Unternehmen egreifen!
- Mitarbeiter zur Nutzung der PSA motivieren!
- Investitions- und Folgekosten beim Einkauf ganzheitlich sehen!
- Arbeitsunfälle und -Krankheiten betriebswirtschaftlich erfassen!
- Mitarbeitersicherheit absolut zur Chefsache machen!
- Sicherheitsmanager gehören in die erste Reihe!
- Mitarbeitersicherheit als Produktionssicherheit und damit als Standortvorteil „verkaufen“!
- Sicherheits- und Gesundheitsstandards offensiv exportieren!
- Qualifizierte Beratung durch geprüfte Fachberater als Standard!
- Integrierte Kommunikation unter Einbeziehung von Einkauf und Bedarfsträgern!
Betriebswirt Marcus Dinse
Vertriebs- und Marketingleiter KCL GmbH (Eichenzell)
„Dass Markenindustrie und Technischer Handel über den Tellerrand schauen, ist eine Voraussetzung für eine Kooperation, die zu einem ganzheitlichen Ansatz in Sachen Arbeitsschutz führt. Nur wenn wir uns gemeinsam profilieren, kann der Technische Handel erfolgreich sein und nur wenn der Handel erfolgreich ist, sind wir Markenartikler es auch. Der erhobene Zeigefinger bewirkt nicht viel, wohl aber das Vorbild von ‚best practice’. Wir müssen den Nutzenvorteil vermarkten, uns aber dabei bewusst sein, dass diese Reputation zu erreichen Zeit braucht.“
Dipl.-Ing. Rolf Ebenig
Leiter Arbeitsschutzzentrum Haan, Zentrum für Sicherheitstechnik der Berufsgenossenschaft Bau, Fachausschuss „PSA“ (Haan)
„Der Staat und die Berufsgenossenschaften verfolgen das Ziel, die Unfallrate in den nächsten Jahren um mehr als 25% zu senken. Deshalb darf es in Sachen Arbeitsschutz kein ‚weiter so’ geben. Vielmehr gilt es, die Gefährdungsbeurteilung transparent zu machen, immer wieder die Restrisiken im Prozess bewusst zu machen, um auch bei den Anwendern den Blick zu schärfen.“
Leonhard Engels
Stellv. Vorsitzender VTH-Fachgruppe „Persönliche Schutzausrüstungen“ (PSA), Geschäftsführer AGIS Industrie Service GmbH & Co. KG (Viersen)
„Unsere Philosophie ‚…mehr tun als andere!’ beruht auf vier Bausteinen: dem Produkt als Basis, Service und Dienstleistung am Produkt als 1. Erfolgsfaktor, Schulung und Unterweisung zum Produkt als 2. Erfolgsfaktor und unserem ‚Move’-Beschaffungssystem zum Produkt als 3. Erfolgsfaktor.“
Wolfgang Möwius
Vorsitzender VTH-Fachgruppe „Persönliche Schutzausrüstungen“ (PSA) und Geschäftsführer Möwius GmbH Arbeitschutz (Hamburg)
„Wir müssen unseren Kunden sicher deutlicher als bisher den added value von PSA verdeutlichen: von der Verfügbarkeit, über Beratung, Verkauf, Qualität etc. bis zum After-Sales-Service. Dazu gehört auch, den doppelten betriebswirtschaftlichen Nutzen herauszustellen, unmittelbar durch die Vermeidung von Ausfällen mit hohen Folgekosten, mittelbar über die Motivation der Beschäftigten, die zu höherer Leistung führt.“
Louis Schnabl
Baufachjournalist, Institut für Kommunikation Bau und Technik
„Die Sicherheitsindustrie, von Schutzschuhen über Schutzbekleidung bis hin zum Kopfschutz, konzipierte häufig isolierte Lösungen. Für sich allein gesehen, sind alle außerordentlich wirksam. Aber brauchen wir in der heutigen komplexen Arbeitswelt, wie beispielsweise im Bereich der Chemischen Industrie mit ihren vielfältigsten Gefahrenpotenzialen nicht einen ganzheitlichen Ansatz?“
Dipl.-Volksw. Thomas Vierhaus
Hauptgeschäftsführer VTH Verband Technischer Handel e.V. (Düsseldorf)
„Wir brauchen den Kompetenzausbau auf allen Ebenen. Auch den intensivierten Ausbau von Netzwerken unter den Herstellern. So kann der Handel individuelle Schutzkonzepte für seine Kunden entwickeln. Diese Lösungen müssen aber dann auch kommuniziert werden, und es ist transparent zu machen, wer wann und wo Verantwortung trägt.“